Buch: "Winde der sieben Weltmeere"
Ein Vorwort zu Kapitaen Heinz Aye
von Arved Fuchs
Gehert hatte ich von dem Mann schon lange bevor ich ihm das erste Mal begegnen sollte.Ob in der Antarktis,auf Spitzbergen oder in der Nordwestpassage - Heinz Aye war schon da - lange vor mir.
Als ich 1993 mit meinem Segelschiff,der Dagmar Aaen,in der Nordwestpassage vor der einsamen und unbewohnten Beechey Insel ankerte und bei einem ersten Landgang auf einen Steinhaufen mit einer verschlossenen Flasche samt Nachricht stieg,war die Nachricht - wie sollte es anders sein -von Heinz Aye.
Spricht man die Kapitaene der kanadischen Coast Guard auf Kapitaen Aye an, dann kommt sofort ein vertrautes"Oh, yes of course Heinz, I know him very well!"Fernab der Dampfertrecks, dort wo die klimatischen Extreme und nur maessig vermessene Meere liegen, faehrt er seine Schiffe mit einer Selbstverstaendlichkeit als waere es die natuerlichste Sache der Welt.
Heinz Aye ist ein Seefahrer im klassischen Sinne. Eine Karriere,die als Schiffsjunge auf Frachtschiffen begann und als Kapitaen auf den kleinen aber feinen Kreuzfahrtschiffen, die abseits der vorgegebenen Touristenroute fahren, gipfelte. Ein Seefahrer, der die Gratwanderung zwischen Wagemut, Herausforderung und der Verantwortung gegenueber Schiff und Passagieren souveraen meister. Passagiere in Regionen gefuehrt hat ,die ansonsten nur hochgeruesteten Expeditionen zugaenglich waren. Seemaennisches Koennen, die richtige Intuition fuer den Moment, seine Eloquenz und eine gesunde Portion Abenteuertum haben Heinz Aye schon jetzt zu einer Legende werden lassen.
Bezeichnend ist, dass Heinz Aye und ich uns niemals in Deutschland begegnet sind. Das liegt daran, dass man ihn nur selten zu Hause antreffen kann. Meistens ist er auf See auch in einem Alter, in dem andere schon laengst die Seestiefel ausgezogen und die Verantwortung auf juengere Schultern abgelegt haben. Heinz Aye ist anders. Wenn wir uns begegnet sind, dann immer auf entlegenen Routen in den polaren Zonen, wo sich unsere Kurse kreuzten.
Ich bin dann meistens auf einem kleinen Segelschiff unterwegs, Heinz Aye auf robusten aber gleichzeitig komfortablen Passagierschiffen - und stets ist seine erste Frage, ob er in irgendeiner Weise helfen kann - und sei es mit einer heissen und dringend benoetigten Dusche. Unvergessen bleibt mir der Moment, als ich auf den Spuren des Polarforschers Shackleton in einem nur sieben langen Holuboot in den eisigen, antarktischen Gewaessern unterwegs war und am Horizont ploetzlich die BREMEN auftachen sah. Heinz Aye liess ein Boot aussetzen, um uns einige frische Nahrungsmittel sowie einen persoenlichen Gruss - eine rote Rose - von ihm zu ueberbringen. Es war wie ein Gruss aus einer anderen Welt.
Heinz Aye ist trotz seiner Autoritaet, die er ausstrahlt und trotz seiner vielen Jahre auf See nicht gleichgueltig geworden. Im Gegenteil! Seine Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft, seine Aufgeschlossenheit anderen Projekten und Seefahrern gegenueber sowie seine Faehigkeit, auch heute noch ueber die Natur genauso zu staunen wie vor Jahrzehnten als Schiffsjunge, machen ihn zu einem aussergewoehnlichen Menschen. Keine Statistik - und mag sie noch so eindrucksvoll klingen -kann Auskunft ueber die Erlebnisse geben, die ein Seefahrerleben wie das von Heinz Aye akkumuliert haben muss.
Es ist einzigartig. Deshalb ist dieses vorliegende Buch laengst ueberfaellig. Heinz Aye hat sich eingereiht in die Tradition und Namen der ganz grossen Seefahrer. Ich wuensche ihm sowie diesem Buch von hat. Er hat seine Gaeste - und als solches betrachtet er die Herzen alles Gute und freue mich bereits schon heute auf das naechste unerwartete Treffen irgendwo an einer unmoeglichen Stelle auf den Weltmeeren.
Februar 2006